Die Stadt schützt alte Bäume vor dem Biber. Ein aktuelles Beispiel gibt es an der Länd.
Tegernsee – Das engmaschige Gitter um eine stattliche alte Blutbuche an der Länd in Tegernsee ist unübersehbar. Es handelt sich um eine Schutzvorrichtung gegen ein äußerst gefräßiges Tier: den Biber. Sogar im Stadtrat war das Drahtgeflecht jetzt Thema, als sich Barbara Staudacher (Grüne) nach der offiziellen Tagesordnung danach erkundigte und wissen wollte, warum man nur die großen Bäume gegen den Biber schütze und nicht auch die kleinen. Der Biber scheint sich hier aktuell wohlzufühlen, etliche angenagte Bäume am Seeufer sind der sichtbare Beweis dafür.
Bauamtsleiter Anian Hölzl, der an der Sitzung teilnahm, wusste Etliches zum Thema Biber zu berichten. „Wir verfolgen da ganz klar ein Konzept und schützen nur die schützenswerten Bäume“, erklärte Hölzl. „Die kleineren Büsche und Weiden überlassen wir dem Biber.“ Ziel sei es, den Hunger des Nagers gezielt zu steuern. „Lenken und lotsen lautet die Devise“, sagt Hölzl auch auf Nachfrage. Würde der Biber im konkreten Fall die Blutbuche an der Länd annagen, „einen hier doch sehr seltenen Baum“, dann wäre der Baum nicht mehr zu retten, „und das wäre ein unheimlicher Verlust“. Daher packe man dieser Tage ganz bewusst nur die großen Bäume ein.
Dass sich ganze Biber-Familien am Tegernsee wohlfühlen, ist nicht neu. „Das war schon immer so, aber der Biber-Besatz ist schon mehr geworden“, stellt Hölzl fest. Das streng geschützte Tier sei im gesamten Uferbereich zwischen St. Quirin und der Schwaighofbucht unterwegs, auf mindestens fünf bis sechs Biber schätzt der Bauhofleiter aktuell den Besatz. „Manch ein Exemplar hat man schon mit schweren Baumstämmen quer über den See Richtung Ringseeinsel schwimmen sehen“, berichtete Hölzl bei´der Sitzung weiter. Doch leider weiche das Tier inzwischen auch in Privatgärten aus, so der Bauamtsleiter. Und nicht nur das: Er wandere sogar die Rottach aufwärts, wo es inzwischen im Bereich Tuften einige Probleme gebe. Dabei schrecke der Biber auch nicht davor zurück, Verrohrungen mit Baumstücken und Ästen zu überwinden, was wiederum die Mitarbeiter des Bauhofs auf den Plan rufe, um das gesammelte Material zu beseitigen. „Einmal wöchentlich sind wir unterwegs, um zu schauen, was unser Freund so macht“, fügte Anian Hölzl noch an.
Seine Beobachtungen kann Max Wolf, offizieller Biber-Beauftragter des Landkreises, bestätigen. Die Zahl von fünf bis sechs Bibern hält er für realistisch. Er sei auch zuletzt involviert gewesen, als es um Schutzmaßnahmen an der Länd ging.
„Wo Wasser ist, kann der Biber sein“, macht Max Wolf grundsätzlich deutlich. Und er appelliert zugleich an alle Hausbesitzer, sich im Landratsamt Miesbach zu melden, wenn es zu Problemen mit dem Tier gekommen ist.
Dass Biber Weichhölzer bevorzugen, stimme nur bedingt. „Kein Holz ist ihm zu hart“, weiß der Biber-Beauftragte, der sich an eine schwere Eiche erinnert, die schon vor vielen Jahren bei Thalham angenagt wurde.
Dass so mancher zu verbotenen Maßnahmen greift, um den Biber loszuwerden, hatte im vergangenen Jahr leider ein Fall in Gmund gezeigt. Zwischen dem Mangfallsteg und dem Strandbad Kaltenbrunn war ein Biber vergiftet worden, was eine toxikologische Untersuchung im Nachgang eindeutig unter Beweis stellte. Rückstände des Betäubungsmittels Pentobarbital konnten nachgewiesen werden, ein Betäubungsmittel, das in der Regel nur durch Tierärzte verabreicht werden darf. Da der Biber streng geschützt ist, hatte der Tierschutzverein Tegernseer Tal Anzeige erstattet.
„Der Fall ist noch nicht ganz abgeschlossen“, weiß Max Wolf, „aber vermutlich werden wir es nie herausbekommen, wer den Köder ausgelegt haben könnte.“
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