Die Corona-Krise hat die Wirtschaft im vergangenen Jahr ordentlich durcheinandergewirbelt. Wie planen die Unternehmen im Enser Gemeindegebiet? Wir haben bei einigen der größten Arbeitgeber nachgefragt: Welche Herausforderungen bringt 2021 mit sich? Sind die Auswirkungen der Pandemie weiter spürbar? Welche Investitionen und Bauvorhaben stehen an? Das sind die Antworten der Unternehmen; alle verweisen dabei auf die Einhaltung strenger Corona-Schutzmaßnahmen:
Das F. W. Brökelmann Aluminiumwerk nimmt aktuell zwei neue Standorte in Werl und Opole (Polen) für neue Aufträge von Fahrzeugherstellern in Betrieb, auch für neue Modelle mit Elektroantrieb, erklärt Peter Schmidt, Geschäftsfeldleitung der Knauf Interfer Aluminium, mit. Das Unternehmen, das seit 1986 den Firmensitz in Höingen hat, produziert und entwickelt Aluminium-Strangpressprodukte und verarbeitet diese für Anwendungen im Fahrzeugbau, Bau und sonstigen Industrieanwendungen weiter.
An vier Standorten beschäftigt das Unternehmen rund 700 Mitarbeiter, die Hälfte davon in Höingen. Für Mitarbeiter bedeute die Corona-Pandemie einen erhöhten Aufwand, so Schmidt, da notwendige Reisen entfallen und Absprachen über Online-Konferenzen eine effiziente Projektarbeit erschweren. In Zusammenarbeit mit dem Betriebsarzt hat das Unternehmen eigene Corona-Schnelltest-Kapazitäten installiert – auch Grippeschutzimpfungen sind möglich, erklärt Schmidt weiter. In Absprache mit dem Gesundheitsamt wird bei einem Corona-Verdachtsfall das Umfeld des Kollegen gebeten, die mögliche Inkubationsphase in Isolation zu Hause zu verbringen.
Dienstreisen sind nur im Ausnahmefall möglich, Besucher an den Standorten werden nur einzeln empfangen. Wenn möglich, wird seit Beginn der Pandemie im Homeoffice gearbeitet. Bei Betreuungslücken in Familien der Mitarbeiter, die durch die Lockdowns verursacht werden, „sind wir als Unternehmen angehalten, schnell und formlos im Sinne der Familien zu handeln und gleichzeitig die Kundenabrufe lückenlos zu bedienen“, erklärt Peter Schmidt.
Die hohe Lieferfähigkeit soll der Nachfrage entsprechend aufrechterhalten werden, teilt Oliver Henker, Geschäftsführer des Unternehmens mit. Das Unternehmen produziert und vertreibt seit mehr als 20 Jahren Zäune, Gabionen und Tore aus hochwertigen Materialien in Deutschland, erklärt Henker.
„Unsere Produkte für den gewerblichen, kommunalen und privaten Bereich setzen Maßstäbe bei Material, Design und Technik.“ Seit Beginn der Pandemie verzeichnet das Unternehmen, das seit 2010 im Höinger Industriepark ansässig ist, eine erhöhte Nachfrage im Baubereich. Neben Investitionen in den Maschinenbestand, soll in diesem Jahr auch der Sozial- und Bürotrakt erweitert werden, schildert Oliver Henker. Rund 70 Mitarbeiter beschäftigt HeMa-Zaunsysteme derzeit.
Einen bunten Strauß an Herausforderungen sieht Geschäftsführer Franz-Bernd Pauli auf sein Unternehmen zukommen: „Die Auswirkungen der Pandemie, insbesondere die politisch-bedingten Forderungen zum sogenannten Lieferkettengesetz, die erneuten Strompreissteigerungen im europäischen Vergleich, die aktuell noch nicht verhandelten Tarifforderungen der IG Metall und die rasanten Preissteigerungen im Stahlsektor.“
Das seien Elemente, die die Kalkulation belasten und die ein Mittelständler gegenüber den Kunden aus der Automobilindustrie kaum durchsetzen kann. Seit dem Gründungsjahr 1956 sitzt das Stanz- und Unformtechnikunternehmen in Parsit. Die Kunden kommen aus dem Automobil- und Nutzfahrzeugbereich, dem Bausektor und weiteren Branchen.
„Wir verfügen über Stanzautomaten mit einer Presskraft bis zu 800 Tonnen und können Material bis zu einer Stärke von 10 Millimeter verarbeiten, im Bereich der flexiblen Blechbearbeitung auch bis 20 Millimeter und darüber hinaus“, erklärt Franz-Bernd Pauli. Ein Schwerpunkt des Unternehmens, das 165 Mitarbeiter und einige Leihkräfte beschäftigt, ist seit einiger Zeit auch die Produktion von Schweißbaugruppen. Neben den mittelfristigen Plänen zum Bau eines Sozialgebäudes mit Parkhaus samt Pausenräumen für Mitarbeiter, Werkswohnungen und Schulungsräumen, soll auch die gesamte Logistik umgebaut werden. „Hier sind wir aber erst in der Planungsphase“, sagt Franz-Bernd Pauli. Investieren will das Unternehmen unter anderem in Lärm- und Klimaschutz sowie Energieeffizienzmaßnahmen. Pauli rechnet mit monate-, wenn nicht jahrelangen Auswirkungen der Corona-Pandemie. Nach der Kurzarbeit im Sommer 2020, sei das Unternehmen jetzt wieder bei Vollauslastung. Aufgrund kurzfristiger Aufträge und fehlender Vorschauzahlen sei die Planbarkeit sehr unsicher.
„Wir bemühen uns um Aufträge bei Kunden aus dem Non-Auto-Bereich und erhoffen uns, durch unsere ständige Innovations- und Investitionsbereitschaft einen Wettbewerbsvorteil verschaffen zu können“, so Franz-Bernd Pauli weiter. Dabei zähle das Unternehmen auf seine Mitarbeiter: „Denn erst gutes Personal sichert den unternehmerischen Erfolg.“
1928 legte Franz Brinkmann mit einem kleinen Fünf-Mann-Betrieb den Grundstein in Lüttringen. Seit 1992 hat das Unternehmen seinen Sitz im Industriepark in Höingen – mittlerweile arbeiten 220 Mitarbeiter auf einer rund 25 000 Quadratmeter großen Hallenfläche. „Unser moderner Maschinenpark und unsere Roboteranlagen erlauben uns das schnelle und präzise Profilieren, Stanzen, Lochen und Verformen von Metallen“, erklärt Laura Ulrich von Brista. „Die Produktpalette umfasst neben Kellerfenstern, Abdeckungen für Entwässerungsrinnen, Streckmetall- und Rinnenroste zahlreiche Artikel für Haus und Garten, ein umfassendes Sortiment der Verbindungstechnik sowie Zaunmatten und Abdeckleisten.“ Neben Metall-Bearbeitung zählt auch Oberflächenveredlung (Feuerverzinkerei und Pulverbeschichtung) zu den Kernkompetenzen des Unternehmens. Durch Kapazitätsreduktionen und Produktionsausfälle in der Stahlindustrie rechnet das Unternehmen mit Verzögerungen im Bereich der Vormaterialversorgung und mit einer Verknappung, erklärt Ulrich.
Die damit einhergehenden Stahlpreise steigen weiter stark an, „leider ohne Aussicht auf Normalisierung“, sagt Ulrich. Auch Feinzink sei seit einigen Wochen teurer, sodass das Unternehmen generell einen „verteuerten Durchschnitt“ in 2021 erwartet. Mit Investitionen sollen Maschinen und Anlagen modernisiert und erhalten werden. Zuwächse verzeichnete Brista in den „Do-ityourself-Bereichen“, gleichzeitig entwickelte sich das Geschäft mit europäischen Geschäftspartnern rückläufig. Rückläufige Umsatzzahlen wurden in Teilen durch starke Produktbereiche aufgefangen, erklärt Laura Ulrich, dennoch verzeichnete das Unternehmen am Ende des Jahres einen leichten Umsatzrückgang. Mit angepassten Arbeitszeiten und Schichtaufteilungen begegnet das Unternehmen unter anderem der Pandemie.
Beim Hersteller und Händler von Sportwaffen und Zubehör gestaltet sich die Umsatzplanung für Deutschland und Europa noch immer extrem schwierig, erklärt Geschäftsführer Michael Swoboda. Alle Entscheidungen und Planungen treffe das Unternehmen nur noch auf Sicht.
„Die größte Herausforderung ist die Flexibilität in allen Unternehmensbereichen“, sagt Swoboda. Immerhin sei die Auftragslage für die USA und Kanada weiter auf einem hohen Niveau. 75 Mitarbeiter sind für das Unternehmen tätig, das seit 2009 im Industriepark Höingen ansässig ist. Mit einer Investitionssumme von drei Millionen Euro erweitert das Unternehmen bestehende Büro-, Lager- und Betriebsräume am Werk 2 im Industriepark. Werk 1 am Oesterweg wird anschließend von Heico genutzt. Tochterunternehmen Diana – einer der ältesten Hersteller von Druckluftwaffen weltweit – zieht ebenfalls vollständig in Werk 2. Während Corona-bedingt in Deutschland viele Kunden des Unternehmens geschlossen haben, sind in den USA beispielsweise die meisten Geschäfte geöffnet, berichtet Michael Swoboda. „Die Auswirkungen sind je nach Land unterschiedlich spürbar.“
Die betrieblichen Herausforderungen rund um die Pandemie sind vielschichtig, teilt Benedict Schlösser, Geschäftsführer von Esjot mit. Messen, Besuche und persönliche Kontakte sind auf einem niedrigen Niveau, der Kontakt auf digitaler Ebene musste intensiviert werden. Das könne den persönlichen Kontakt aber nicht ersetzen. Zudem werde der Bedarf der Kunden immer kurzfristiger, die Planzahlen verändern sich häufiger und schneller als vor der Pandemie, erklärt Schlösser.
Esjot fertigt Antriebstechnik für die Bereiche Industrie, Motorrad und Fahrrad. Das sind maßgeblich Ketten- und Zahnräder, so Schlösser. Der Export-Anteil liege bei 70 Prozent. Ende 2020 hat sich das Unternehmen um einen zweiten Standort im Industriepark Höingen erweitert. Weitere Investitionen sind im Maschinen-Bereich angedacht. Die genaue Planung sei derzeit schwierig. Im Umfeld der Mitarbeiter seien aktuell deutlich mehr Personen betroffen, die entweder an Corona erkrankt sind oder sich in Quarantäne befinden, als noch im zweiten Quartal 2020, sodass mehr Mitarbeiter zum Schutz präventiv in Quarantäne geschickt werden, erklärt Benedict Schlösser. Das erschwere zudem die Produktionsplanung. Seit Oktober 2020 dürfen externe Personen den Betrieb ohne Genehmigung nicht mehr betreten, erklärt Schlösser noch einmal verschärfte Schutzmaßnahmen. 1998 ist Esjot aus Werl in den Industriepark gezogen. Rund 50 Mitarbeiter werden beschäftigt.
Den ständig wandelnden Marktbedingungen gerecht zu werden, sagt Jan Heimann, Heico-Geschäftsführer, ist die größte Herausforderung. „Von heute auf morgen kommt es zu extremen Nachfrageschwankungen des Marktes. Eine hohe Effizienz bei gleichzeitiger Flexibilität zu gewährleisten – dies wird immer wichtiger für die Unternehmen.“ Mit neuen Produkten will sich Heico von der Automobilindustrie unabhängiger machen. Stammsitz des Unternehmens ist seit 1900 Niederense. „In unserem Werk in Höingen bauen wir derzeit ein Hochregallager sowie angrenzende Hallen und planen den Zusammenschluss der Werke Höingen und Niederense bis Anfang 2022“, erklärt Jan Hei-mann.
In Höingen soll auf einer Büro- und Produktionsfläche von rund 25 000 Quadratmeter gearbeitet werden. Mit dem Bau sollen neben dem Hochregallager auch in Maschinen, eine Waschanlage sowie eine neue Verpackungsanlage investiert werden. Weltweit beschäftigt das Unternehmen an 14 Standorten 430 Mitarbeiter. Die Heico-Gruppe bietet Lösungen im Bereich der Befestigungstechnik an, befasst sich darüber hinaus mit Metallumformung. Das Produktspektrum umfasst Pressteile, die aus Draht hergestellt werden sowie das Schraubensicherungselement „Heico-Lock“. Seit drei Jahren bietet Heico große Schraubsysteme an – die größte realisierte Mutter lag bei einer Gewindegröße von M425 und wog mehr als 700 Kilogramm. Nach wie vor stellt Heico in Deutschland Polsternägel her – nahezu ausschließlich für den Export. Jan Heimann erläutert, die Geschäftslage sei mittlerweile wieder sehr stabil, nachdem im Sommer durch die Pandemie erhebliche Umsatzverluste zu verbuchen gewesen seien.
Das sei nicht nur in Ense erkennbar, sondern in fast allen Niederlassungen, berichtet Heimann. 50 Vertriebsmitarbeiter beschäftigt das Unternehmen an den 14 Standorten. „Es ist natürlich einfacher, neue Projekte zu generieren, wenn ein direkter und offener Austausch stattfindet“, erklärt der Geschäftsführer. Auch die insgesamt 40 Messen, die das Unternehmen weltweit besetzt, finden nicht statt, sodass „Neukundengewinnung schwieriger“ wird.